Leichtathletik

Ex-Sprintstar Usain Bolt: Darum ist er Dr. Müller-Wohlfahrt für immer dankbar

Usain Bolt ist der beste Sprinter aller Zeiten. Zwischen 2008 und 2016 gewinnt der Jamaikaner acht Goldmedaillen bei Olympischen Spielen. Der schnellste Mensch der Welt bei Sports Illustrated über Olympia, Fashion und Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt.

Usain Bolt
Credit: Replay

Sports Illustrated: Kürzlich saßen Sie in einem Formel-E-Auto und drehten ein paar Runden. Welche Rolle spielt die Geschwindigkeit in Ihrem Leben, auch nach Ihrem Karriereende?

Usain Bolt: Das war eine großartige Erfahrung. Geschwindigkeit wird in meinem Leben immer eine Rolle spielen, denn sie hat mich zu dem gemacht, der ich bin. Ich liebe einfach alles, was mit Speed zu tun hat, überraschenderweise bin ich selbst meistens eher träge.

Sports Illustrated: Sie sind immer noch der schnellste Mensch der Welt. Ihr Rekord über 100 Meter in 9,58 Sekunden, gelaufen bei der  WM 2009 in Berlin, steht nach wie vor. Wie stolz macht Sie das?

Bolt: Wenn man so hart dafür gearbeitet hat wie ich, dann bedeutet das einem viel. Ich habe mein Leben dieser einen Sache gewidmet, ich habe sie zur Perfektion gebracht. Und es ist ein großartiger Titel. Hin und wieder gebe ich vor meinen Freunden damit an, wenn sie versuchen, mich blöd anzumachen.

Usain Bolt gewinnt 2008 bei Olympia überlegen Gold.
Usain Bolt gewinnt 2008 bei Olympia überlegen Gold.
Credit: Getty Images
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Sports Illustrated: Überrascht es Sie, dass Sie den Weltrekord so lange halten können, seit mittlerweile 15 Jahren? Das war vor Ihnen zuletzt in den 1960er Jahren der Fall. 

Bolt: Nein, das überrascht mich nicht, denn ich habe damals Grenzen verschoben. Die Konkurrenz war stark, alle sind Zeiten im Bereich von 9,6 oder 9,7 Sekunden gelaufen. Man musste also was draufpacken, wenn man der Beste sein wollte. Im Moment ist der Wettbewerb nicht ganz so hart wie zu meiner Zeit, aber ich denke, dass sich das eines Tages wieder ändern wird.

Sports Illustrated: Bald finden in Paris die Olympischen Spiele statt. Haben Sie einen Sprinter im Blick, der Ihr Nachfolger werden könnte, in Ihre Fußstapfen treten könnte?

Bolt: Ich hoffe einfach, dass der Sport weiter kompetitiv bleibt. Ich finde, dass es bei den Frauen gerade wirklich gut läuft, der Wettbewerb befindet sich auf höchstem Niveau. Da werden gerade Grenzen verschoben, es geht immer weiter nach oben – und der Wettbewerb wird mit jedem Jahr intensiver.

Berühmt machen Bolt auch seine Show-Einlagen.
Berühmt machen Bolt auch seine Show-Einlagen.
Credit: Getty Images
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Sports Illustrated: Und bei den Männern: Ist US-Star Noah Lyles der Topfavorit auf Gold über 100 Meter?

Bolt: Noah Lyles lässt keine Zweifel daran, dass er es ist, den es zu schlagen gilt. Mein jamaikanischer Landsmann Oblique Seville ist in Topform und war zuletzt immer in den Endläufen. Ackeem Blakes Saison sieht bislang auch gut aus. Es gibt schon ein paar Athleten, die über 100 Meter Chancen haben – aber ich glaube, dass es schwer wird, Noah Lyles zu besiegen.

Sports Illustrated: Sie waren jahrelang das globale Gesicht der Leichtathletik. Wie sehr fehlt dem Sport so eine Galionsfigur im Moment? 

Bolt: Das ist nicht so leicht, denn ich habe die Latte sehr hoch gelegt. Es wird also schwer, in meine Fußstapfen zu treten. Das war auch mein Ziel: nicht nur als der größte Sprinter der Welt, sondern als einer der größten Sportler überhaupt in die Geschichte einzugehen.

Sports Illustrated: Sie haben Ihren Sport immer auch als Show verstanden, haben das Publikum abseits der Laufbahn unterhalten. Wie wichtig ist dieser Entertainment-Faktor?

Bolt: Ich wollte meine Persönlichkeit zum Ausdruck bringen – damit die Menschen verstehen, wer ich bin. Nicht nur als Läufer, sondern auch als Mensch. Ich lächelte viel, wollte zeigen, dass ich ein lustiger Typ bin. Im Endeffekt war ich einfach ich selbst, und ich glaube, dass das noch mehr Sportler tun könnten: den Leuten zeigen, wer sie sind und dass Leichtathletik Spaß macht und nicht nur aus Arbeit besteht.

Sports Illustrated: Wie viel trainieren Sie noch, wie schnell sind Sie über 100 Meter?

Bolt: Kürzlich wäre ich fast mal wieder 100 Meter gesprintet, aber ich habe es dann doch nicht getan. Ich will mir keine Verletzung holen. Denn ich bin sehr wettkampforientiert: Wenn ich laufe und die Zeit nicht gut ist, will ich es wieder und wieder probieren. Deshalb lasse ich das lieber. Aber ich spiele Fußball in meiner Freizeit und fahre gelegentlich Fahrrad. Sprinttrainings habe ich in meinem Leben genug absolviert.

Usain Bolt: 2017 trat er nach der WM in London zurück.
Usain Bolt: 2017 trat er nach der WM in London zurück.
Credit: Getty Images
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Sports Illustrated: Reden wir über Mode: Sie haben eine Partnerschaft mit Replay. Wie wichtig ist Fashion für Sie?

Bolt: Sehr wichtig. Ich bin viel auf Reisen, ich mache Foto-Shoots, dabei will ich immer so gut wie möglich aussehen. 

Sports Illustrated: Haben Sie ein Mode-Essential?

Bolt: Ich halte es am liebsten simpel: Jeans, T-Shirts, vielleicht eine Jacke und ein bisschen Schmuck.

Sports Illustrated: Außerdem mögen Sie Football und sind Fan der Green Bay Packers. Wie kam’s?

Bolt: In Jamaika haben wir nicht so viele Spiele empfangen. Eines Tages schaute ich fern und sah Packers-Quarterback Brett Favre. Wow! Sie waren also das erste Team, das ich spielen gesehen habe. So fing es an.

Sports Illustrated: Sie haben mal erzählt, dass Sie auch das Zeug zum Wide Receiver in der NFL gehabt hätten.

Bolt: Wenn sie damals die Wide Receiver so geschützt hätten, wie sie das heute tun, hätte ich die Gelegenheit wahrscheinlich ergriffen. Ich habe vor einigen Jahren den Besitzer der Atlanta Falcons getroffen, er meinte, dass ich mal zu einem Probetraining vorbeikommen solle. Ich habe nur gelacht, denn damals war die NFL wirklich hart. Deshalb dachte ich: Nein, das ist nichts für mich.

100-m-Weltrekordhalter Usain Bolt
100-m-Weltrekordhalter Usain Bolt
Credit: Getty Images
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Sports Illustrated: Während Ihrer Karriere waren Sie oft in München, zur Behandlung bei Sportarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Haben Sie noch Kontakt?

Bolt: Etwa einmal pro Jahr bin ich bei ihm in seiner Praxis, wir machen einen Check-up, und ich werde behandelt. Wir haben regelmäßig Kontakt, er hat mich zum Oktoberfest dieses Jahr eingeladen, und ich versuche zu kommen.

Sports Illustrated: Wie wichtig war er für Ihren Erfolg? Sie hätten ja auch einen anderen Arzt besuchen können, zumal die Reise von Jamaika nach München nicht gerade kurz ist.

Bolt: Wir haben es versucht, mit Leuten in Miami, London. Es gab einen Arzt in London, den wir damals wegen meines Rückens besuchten. Er meinte, dass es da diesen Arzt in Deutschland gäbe und ich ihn kennenlernen sollte. So ging es los, da war ich 17, 18. Und Dr. Müller-Wohlfahrt hat mir wirklich geholfen. Er war mehr als ein Freund für mich, ein paarmal hat er mich wirklich gerettet. Er spielte eine sehr, sehr, sehr wichtige Rolle und sorgte dafür, dass ich so lange an der Spitze des Sports bleiben konnte.



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