Radsport

Bahnrad-Star Emma Hinze spricht über psychologische Unterstützung für Olympia

Emma Hinze gehört zu den besten deutschen Bahnradsportlerinnen aller Zeiten. Die goldene, olympische Krönung fehlt in ihrer Titelsammlung bislang jedoch. Dafür hat sie neben ihrem Mindset und ihrem Trainer sogar ihre Träume verändert.

Bahnradfahrerin Emma Hinze
Credit: Imago
  • Olympische Spiele 2024: Bahnrad-Star Emma Hinze im Interview
  • Hinze eine der deutschen Gold-Hoffnungen bei Olympia in Paris
  • Weltmeisterin Hinze: "Ich habe Ziele – aber bin auch ein Mensch"

Sports Illustrated: Seit Olympia 2020 hat sich bei Ihnen viel getan. Unzählige Titel – und ein Trainerwechsel: Seit September 2023 trainiert Sie Ihr Partner, der frühere Bahnrad-Weltmeister Maximilian Levy.

Emma Hinze: Zu Beginn hat das manch einer skeptisch gesehen, weil Max eben schon mein Partner war. Aber ich hatte ein gutes Gefühl. Wir kommunizieren sehr gut, finden zusammen die besten Lösungen. Außerdem habe ich noch nie so viel Zeit im Kraft­raum verbracht.

Sports Illustrated: Zudem arbeiten Sie seit Herbst 2023 mit einem Sport-Psychologen zusammen. Gab es einen bestimmten Grund für die psychologische Betreuung?

Hinze: Mir ging es darum, mich zu verbessern, ich hatte kein akutes Problem. Aber ich weiß noch, wie viel mir die Olympischen Spiele vor drei Jahren mental abverlangt haben: die ständigen Bewertungen, die Meinungen, wie schlecht es mir nach Olym­pia ging ... Darauf möchte ich mich diesmal besser vorbereiten.

Sports Illustrated: Sie sprechen Ihre mentalen Probleme nach Olympia 2020 an. War der sportliche Druck der Auslöser?

Hinze: Zunächst konnte ich selbst gar nicht so verstehen, was mit mir los war. Ich hatte niemanden, der mir mal gesagt hätte, dass ich langsamer machen sollte. Ich hatte das Gefühl, dass sehr viele Menschen enttäuscht von mir waren, weil ich nicht Gold gewon­nen hatte, auch die Medien gingen hart mit uns ins Gericht. So fiel es mir nicht leicht, auch die eigene Enttäuschung zu verarbei­ten. Dazu kommt die Anspannung, die abfällt. Man fiebert jahre­lang auf diese Spiele hin, und innerhalb von wenigen Minuten ist es auf einmal vorbei. Da fällt man in ein richtiges Loch.

Sports Illustrated: Wie möchten Sie sich diesmal besser darauf vorbereiten?

Hinze: Vor drei Jahren habe ich mir nach Olympia zwei Wochen Urlaub genommen und bin danach direkt zur WM und Champions League gefahren. Das war alles zu viel. Dieses Mal möchte ich mir für meinen Körper und meinen Kopf mehr Zeit nehmen. Ich möchte mich wohlfühlen und dann wieder starten, weil ich will – und nicht, weil ich muss.

Sports Illustrated: Zeigt sich diese entspannte Einstellung dann auch schon während der Olympischen Spiele? Oder muss nach den zahlreichen Titeln in den letzten Jahren nun doch endlich die goldene Krönung her?

Hinze: Es wäre schön, wenn ich das so sehen könnte. Aber ja, nach den letzten Jahren und den ganzen Erfolgen ist es schwer, einfach zu sagen: Mal schauen, was geht. Ich versuche, eine Mischung zu finden. Ich möchte in Paris so gut sein, dass ich gewinnen kann. Aber ich weiß auch nicht, wie es mir an diesem einen Tag geht. Ich merke das auch bei mir im Zyklus, dass ich mich nicht jeden Tag gleich fühle. Das kann ich nicht beeinflussen – genau­ so wenig, wie die anderen Fahrerinnen drauf sind. Ich habe Ziele – aber ich habe auch verstanden, dass ich ein Mensch bin.

Sports Illustrated: Sie fahren im Teamsprint zusammen mit Pauline Grabosch und Lea Sophie Friedrich, in den Einzelwettbewerben treten Sie gegen- einander an. Wie kann man sich dieses Teamgefüge vorstellen?

Hinze: Wir sind alle drei sehr unterschied­lich. Aber es funktioniert trotzdem sehr gut im Team. Man teilt sehr viele intensive, emotionale Mo­mente miteinander. Und wenn man dann auf dem Podest zu­sammensteht und die Hymne ertönt: Das ist einfach der schöns­te Moment.

Sports Illustrated: Im Frühsommer 2023 erzählten Sie uns, dass Sie als Kind eigentlich nie den Traum vom Olympia-Sieg hatten. Ist das immer noch so?

Hinze: Nee, das ist nicht mehr so. Als Kind oder Jugendliche war das für mich total weit weg. Ich habe selbst nie damit gerechnet, dass sich alles so entwickelt.

Sports Illustrated: Das heißt also, dass es jetzt offiziell Ihr Traum ist, Olympia-Siegerin zu werden?

Hinze: Ja.



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