EM 2024

EURO 2024: Ronaldo, Müller und Lewandowski spielen wohl ihr letztes Turnier

Cristiano Ronaldo, Thomas Müller und Robert Lewandowski: Viele Größen des europäischen Fußballs spielen bei der EURO 2024 wohl ihr letztes Turnier im Nationaltrikot. Ein Rückblick zum Abschied einiger der Giganten in ihrem Sport. 

Cristiano Ronaldo bei der EURO 2024
Credit: Imago

Luka Modric (Kroatien)

Als Kroatien 2022 im WM-Halbfinale ausschied, bedrängten die Journalisten Luka Modric mit der Frage: War’s das jetzt mit der Länderspielkarriere? Er war ja schließlich 36, und viel besser würde es nicht mehr kommen können. Er verweigerte die Antwort und gab sie später auf dem Platz, auf dem er bis zum EM-Aus von Kroatien immer noch stand: Der kleine (1,72 Meter) große Mann des kroatischen Fußballs bat in Deutschland ein letztes Mal zum Tanz.

Er kam als hochdekorierter Spieler, der 2018 auf dem Gipfel seiner Karriere stand. Als Vize-Weltmeister kehrte er aus Russland zurück, anschließend gab es zwei erste Preise: Europa- und Weltfußballer des Jahres. Das ist sechs Jahre her, und natürlich konnte er sein Niveau nicht ganz halten, spielt aber in einer der größten Mannschaften der Welt weiterhin eine respektable Nebenrolle. Wenn Toni Kroos eine Pause brauchte, lenkte Modric das Spiel von Real Madrid.

Luka Modric bei der EURO 2024
Luka Modric bei der EURO 2024
Credit: Sports Illustrated
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Dort endet sein Vertrag im Sommer, und es zieht ihn wohl zum Karriereende in die Heimat, wo sie ihn noch mit 40 spielen lassen würden. Der Präsident von Dinamo Zagreb schaltete im April in der spanischen Sportzeitung "Marca" eine ganzseitige Anzeige mit Modric im Dinamo-Trikot und dem Untertitel: "Es würde Sinn ergeben."

Cristiano Ronaldo (Portugal)

Wie viele Auszeichnungen er im Laufe seiner Karriere gesammelt hat, dürfte Cristiano Ronaldo wohl selbst nur mithilfe von Wikipedia überblicken. Einen Titel hat der fünfmalige Weltfußballer nur deshalb nie gewonnen, weil er nie verliehen wurde: Bei der Wahl des fittesten Fußballers hätte er stets beste Chancen gehabt. Vielleicht sogar heute noch, da Portugals Kapitän 39 Jahre alt ist.

Der deutsche Ex-Nationalspieler Mario Gomez betonte im Podcast "Phrasenmäher" seine Vorbildfunktion: "Er führt allen tagtäglich vor, wie hart man arbeiten muss, um so einen Körper zu haben, und die jungen Spieler peitschen ihm hinterher. Die trinken alle keinen Alkohol mehr, sind in ihrer Freizeit alle im Gym, haben einen Physiotherapeuten und trinken viermal gefiltertes Wasser."

Cristiano Ronaldo
Cristiano Ronaldo
Credit: Sports Illustrated
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Den Kampf um die ewige Jugend wird auch der Mann, der seine eigene Marke (CR7) lebt, nicht gewinnen können. Schon 2022 bei Manchester United ausgemustert, dachte er nicht im Traum ans Karriereende – und auch nicht an sein Image, als er ein Angebot als PR-Lokomotive der Saudi Professional League annahm. Mit Millionen zugeschüttet, begab er sich sehenden Auges ins sportliche Abseits. Auch bei Portugal? Die WM in Katar beendete er auf der Bank, doch auf ihren Rekordspieler und -torschützen (206/128) wagen sie noch nicht zu verzichten. Trainer Martinez betont seine Wichtigkeit "für die Kabine". Aber Ronaldo durfte nochmal auf den Rasen und spielte seine sechste EM – Rekord! Ein Denkmal werden sie ihm nur deshalb nicht errichten, weil schon eines auf seiner Heimatinsel Madeira steht. 

Thomas Müller (Deutschland)

Diesmal macht er wirklich Schluss. Das Stehaufmännchen der Nationalmannschaft werden wir aller Wahrscheinlichkeit nach bei keinem Turnier mehr Räume deuten sehen. Schon nach der WM 2018 hatte ihn Bundestrainer Joachim Löw ausgemustert – und holte ihn dann zurück. Auch dessen Nachfolger Hansi Flick versuchte es ein paar Spiele ohne ihn, und nach der WM in Katar hielt Müller (34) vor eineinhalb Jahren vor laufender Kamera schon eine Abschiedsrede.

Aber so wie seine Bayern kann auch die Nationalmannschaft noch nicht gänzlich auf den unorthodoxen Stürmer verzichten. Fast wichtiger als der Spieler ist der Typ Thomas Müller – für die Kabine, für das Klima. Er nimmt seine Rolle als Ersatzspieler an, und das ist das Kriterium, weshalb Julian Nagelsmann den Weltmeister von 2014 mitnimmt.

Thomas Müller
Thomas Müller
Credit: Sports Illustrated
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Vielleicht gelingt ihm endlich sein erstes EM-Tor, bei drei Turnieren (2012, 2016 und 2021) ging er leer aus, auch bei den letzten beiden WM-Endrunden hat es nicht mehr gemüllert. Sein letztes Tor für die Bayern hat er noch nicht geschossen, aber es gilt als beschlossen, dass sein Vertrag, der mit Abschluss der Saison 2024/25 ausläuft, nicht verlängert wird. Er wird fehlen, auch der EM-Bühne – und es noch mal allen zeigen wollen.

Antoine Griezmann (Frankreich)

Er war schon mal Europameister – vor 14 Jahren stand Antoine Griezmann (33) in der U-19-Auswahl Frankreichs, die Spanien mit 2:1 schlug. Ausgerechnet das Land, in dem der Mann mit hessischen Vorfahren und einer portugiesischen Mutter seit 2005 sein Geld verdient.

Derzeit spielt er wieder bei Atlético Madrid, wo sie den wuseligen Stürmer, der im Spiel jeden Quadratmeter des Rasens beackert, verehren. Längst fühle er sich als Spanier und esse erst gegen 14 Uhr zu Mittag, hat er gestanden. Trotzdem ist er auch in Frankreich legendär.

Antoine Griezmann
Antoine Griezmann
Credit: Sports Illustrated
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2018 stand er im Weltmeister-Team; bei der EM 2016 im eigenen Land, als sie unglücklicher Zweiter wurden, war er Torschützenkönig. So einer verdient einen Kosenamen, und in Anlehnung an Zinedine Zidane rufen sie ihn "Grizou". Dass Kylian Mbappé und nicht er Frankreich als Kapitän aufs Feld führen darf, hat ihn etwas verstimmt, es dürfte ja die letzte Chance sein – auch für sein großes Ziel: "Ich will endlich Europameister werden." Also bei den großen Jungs.

Robert Lewandowski (Polen)

Er ahnte, dass alles anders werden würde, als er 2022 seinen Wechsel nach Barcelona durchdrückte. Bei Bayern München war es Robert Lewandowski gewohnt, Meister und Torschützenkönig zu werden. Zehnmal gewann er die Schale, siebenmal die Kanone und ging so als bester Torjäger nach Gerd Müller in die Bundesligageschichte ein.

Nun wollte er eine neue Geschichte schreiben. "Ich wollte meine Komfortzone verlassen. Jetzt habe ich ein neues Glück gefunden", sagte er, als er den Goldenen Schuh des besten Torjägers in Europa entgegennahm. Seitdem ist der heute 35-Jährige auf dieser lukrativen Veranstaltung nicht mehr gesehen worden. Zwar wurde der Pole 2023 auch Spaniens Torschützenkönig, doch er ist nicht mehr die Tormaschine aus Bundesligatagen.

Robert Lewandowski
Robert Lewandowski
Credit: Sports Illustrated
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In dieser Saison blieb er ebenso titellos wie sein Verein, und der Trainer beklagte öffentlich seine fehlende Laufbereitschaft. Taugt da die EM zum Frustabbau? Eher unwahrscheinlich. Zum vierten Mal nimmt er mit Polen an einer EM teil: 2016 kamen sie ins Viertelfinale, dreimal nicht über die Vorrunde hinaus. Weil alles vom zweimaligen Weltfußballer abhängt, konzentriert sich auch die Kritik in Polen auf den Kapitän. "Meine Karriere soll lange dauern, und ich will dabei glücklich sein", sagte er mit 33, als er noch dachte, sein Glück gefunden zu haben.

Toni Kroos (Deutschland)

Nach dem Aus im Achtelfinale bei der EM 2021 im Wembley-Stadion trat Toni Kroos (34) zurück. Das Wehklagen hielt sich in Grenzen, nicht nur Uli Hoeneß hielt seine Art, Fußball zu spielen, für überholt. Der Boulevard hatte den Weltmeister von 2014 längst als "Querpass-Toni" verspottet.

Der falsche Mann für den notwendigen Umbruch – so dachten viele. Er hat sie Lügen gestraft. Mit 31 war er zu alt für den deutschen Fußball, mit 34 ist er einer der größten Hoffnungsträger im DFB-Kader. Von Bundestrainer Julian Nagelsmann zum per Instagram verkündeten Comeback überredet, führte der Taktgeber von Real Madrid Deutschland im März zu zwei Prestigesiegen über Frankreich und die Niederlande.

Toni Kroos
Toni Kroos
Credit: Sports Illustrated
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Als wäre er nie weg gewesen. Für Kroos, der seinen Stammplatz sicher hat, ist es das vierte EM-Turnier, seine Nominierung als Pirlo-Bewacher im Halbfinale 2012 gegen Italien galt als Kardinalfehler Joachim Löws. Nun bietet sich Kroos die späte Gelegenheit, mit seiner EM-Vergangenheit seinen Frieden zu machen. 

Pepe (Portugal)

Nachdem er bei der EM in Deutschland mindestens eine Minute gespielt hat, stellt er sogar Cristiano Ronaldo in den Schatten. Beide sind älter als der bis dato älteste EM-Spieler Maarten Stekelenburg (Niederlande), der noch mit 38 im Kasten stand. Pepe aber ist schon 41 – und immer noch eine Option für Portugals Innenverteidigung. Seit der EM 2008 hat er kein Turnier verpasst, Deutschland ist seine fünfte EM.

Danach sah es diesmal zwar lange nicht aus, den Großteil der Qualifikation verpasste der Profi des FC Porto, aber im Frühjahr setzte Roberto Martinez wieder auf den dreimaligen Gewinner der Champions League (mit Real Madrid). Im Sommer läuft sein Vertrag mit Porto aus, ab 1. Juli wäre er also wieder zu haben.

Pepe
Pepe
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Kevin de Bruyne (Belgien)

Bei der WM in Katar sorgte er neben dem Platz für mehr Aufsehen als sonst für gewöhnlich auf diesem. Kevin de Bruyne (32) gab dem "Guardian" ein Interview und sagte, bezogen auf den Titelgewinn: "Keine Chance, wir sind zu alt. Unsere Chance war 2018."

Kevin de Bruyne
Kevin de Bruyne
Credit: Sports Illustrated
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Wenn der brillante Techniker und Torjäger aus der zweiten Reihe, der als das Gesicht der Goldenen Generation Belgiens gilt, die große Ära schon für beendet erklärt hat, was bedeutet das wohl für die EM 2024? Belgiens vielleicht bester Fußballer aller Zeiten, Dritter bei der Weltfußballerwahl 2022, hat mehr als ein Dutzend persönliche Auszeichnungen in seiner Karriere gesammelt und wird fast jedes Jahr mit Manchester City englischer Meister. Selbst mit Wolfsburg wurde er mal Pokalsieger. Er weiß also, wie Erfolg schmeckt. Nur eben nicht mit den "Roten Teufeln", deren Kapitän er bei seiner wohl letzten EM ist. 

Virgil van Dijk (Niederlande)

Er war immer etwas später dran. Er musste 17 werden, um seinen jüngeren Bruder endlich zu überragen, und erst im siebten Jahr wurde Virgil van Dijk Kapitän des FC Liverpool. Nun spielt er mit fast 33 seine erste und vermutlich letzte EM.

Virgil van Dijk
Virgil van Dijk
Credit: Sports Illustrated
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Das Turnier 2021 verpasste der Kapitän der Niederlande ("Eine Riesenehre für mich") wegen eines Kreuzbandrisses. Ist er fit, ist der Riese (1,93 Meter) und Leader-Typ, der sich sogar Kritik am System des allmächtigen Bondscoach Louis van Gaal bei der WM in Katar herausnahm, unverzichtbar. Gewonnen hat Europas Fußballer des Jahres 2019 im Oranje-­Trikot noch nichts, Deutschland wird ­seine letzte Chance. 

 

 


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