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GFL-Insider: So kann die Professionalisierung der Liga gelingen

Aufschließen zu Sportarten wie Handball, Eishockey oder Basketball: Das ist das erklärte Ziel der GFL für sich und den Football in Deutschland. Doch wie kann das gelingen? "GFL-Insider" Philipp Forstner macht einige Vorschläge.

Ein Spieler der Kirchdorf Wildcats mit Ball am Boden
Credit: Imago

Im Mai gab der neue Geschäftsführer der German Football League, Torben Dill, ein kurzes Interview im Rahmen des monatlich ausgestrahlten Formats "GFL-Livetalk". Dort ließ er seine kurz- und mittelfristigen Ziele im Zuge einer Professionalisierung der Liga verlautbaren und gab eine Prognose ab, wo für ihn die Liga in fünf Jahren stehen sollte. Wie steht es darum? 

Grundsätzlich geht es dem Geschäftsführer um mehr Sichtbarkeit, um eine größere Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Dadurch solle die Liga für Sponsoren wiederum interessanter werden. Obendrein könnte die GFL so in fünf Jahren zu den Top-Fünf-Ligen Deutschlands in Sachen Zuschauer und mediale Aufmerksamkeit wachsen. Mit der aktuellen Struktur des Oberhauses im deutschen Football wird das aber nicht umsetzbar sein. 


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Professionalisierung der GFL: Erste Schritte sind gemacht

Zugutehalten sollten wir zuerst die jüngsten Erfolge der German Football League. So ist das mediale Interesse vor allem in den sozialen Netzwerken deutlich angestiegen. Deutliche Zuwächse auf den eigenen Kanälen in Followern und Zugriffen sind sichtbar und ziehen bereits neue Sponsoren an. Allein die Kanäle der German Football League erreichen mittlerweile konstant über drei Millionen Impressions im Monat und mehr als 300.000 Zugriffe pro Spieltags-Wochenende. 

Neue Formate, die auf allen möglichen Kanälen ausgestrahlt werden und auf die unterschiedlichen Interessen abzielen, wurden ins Leben gerufen und konnten sich in den letzten Wochen weiter etablieren. Ein wichtiger Teil der Strategie des neuen Geschäftsführers ist damit definitiv nun schon aufgegangen. 

GFL: So kann weiteres Wachstum gelingen

Der Anfang ist gemacht. Doch vom großen Ziel, zu den größten fünf Sportligen in Deutschland aufzusteigen, ist die GFL noch ein ganzes Stück entfernt. Klar wird man sich eh hinter dem Fußball einordnen müssen, was nicht zuletzt die Europameisterschaft im eigenen Land wieder einmal bewiesen hat. 

Doch selbst zum Handball und den weiteren populären US-Sportarten Basketball und Eishockey ist es noch ein weiterer Weg, der mit den derzeitigen Möglichkeiten nicht zu bewerkstelligen ist. Zu aufgeblasen wirkt die GFL, das Gefälle zwischen Nord und Süd sowie die finanziellen Möglichkeiten zeigen sich nicht nur auf dem Feld, sondern auch in der öffentlichen Wahrnehmung der einzelnen Vereine. 

Denn während die Schwäbisch Hall Unicorns, New Yorker Lions und Dresden Monarchs bereits jetzt eine große Außenwirkung in ihrer Region und darüber hinaus haben, hinken viele kleinere GFL-Vereine hinterher. So haben die Saarland Hurricanes nach aktuellem Stand in den letzten Wochen auf ihren Social-Media-Kanälen sehr wenige Inhalte hinterlassen oder wenigstens einmal das kommende Heimspiel gegen die Unicorns beworben. Auch die gängigen Bilddatenbanken, über die unabhängige Medien ihre Bilder suchen, um über die GFL zu berichten, werden von manchen Teams sehr stiefmütterlich behandelt. Dabei wäre beides wichtig, damit Sportjournalisten, YouTuber und Blogger auf die Idee kommen, über die Vereine eigene Beiträge zu verfassen. 

Es braucht mehr Hauptamtlichkeit in der GFL

Das liegt vor allem daran, dass einige Vereine bis heute keinen hauptamtlichen Mitarbeiter einsetzen, der die Kontakte und Plattformen pflegt oder beaufsichtigt. Hierbei geht es nicht um einen Social-Media-Manager, sondern um einen Geschäftsführer, der sich um die Einhaltung der verschiedenen Ziele und Vorgaben, wie eben die bessere öffentliche Wahrnehmung, kümmert und notfalls bei ehrenamtlichen Mitarbeitern nachhakt, wenn diese drohen nicht umgesetzt zu werden. 

So haben die Berlin Rebels, Kiel Baltic Hurricanes, Kirchdorf Wildcats, ifm Razorbacks, Saarland Hurricanes und Straubing Spiders nach meinen Informationen aktuell keinen hauptamtlichen Geschäftsführer. Das wird dadurch spürbar, dass andere Vereine hier deutlich mehr auf Zack sind. Allmählich stellt sich die GFL-Führung deshalb die Frage, ob das so weitergehen kann. Denn vom großen Plan, zu den Top-Fünf-Ligen des Landes zu gehören, muss man sonst abweichen. 

Zwei Wege sind jedoch möglich. Entweder gibt es ein Lizenzierungsverfahren, das es GFL-Teams in Zukunft nicht mehr erlaubt, ohne Hauptamtlichkeit auszukommen und auch weitere Dinge, wie zum Beispiel die Stadioninfrastruktur und den Mindest-Etat, auf höhere Standards hebt. Oder die Liga wird auf eine geringere Zahl an Teams verkleinert, damit kleinere Vereine geringere Chancen haben, in der ersten Liga mitzuspielen. 

Im letzteren Fall würde man aber sportlich erfolgreichen Teams weitere Partizipation gewähren, auch wenn die Standards für ein weiteres Wachstum der Liga zu gering wären. Daher sollte der erste Weg gegangen werden, der im Nachgang wahrscheinlich automatisch auf den zweiten Weg führen wird. 

Denn so leid es auch mir für die vielen engagierten Ehrenamtlichen in diesem Sport tut: Die großen und auch notwendigen Ziele, um im Wettbewerb mit anderen Sportligen mitzuhalten, können nur erreicht werden, wenn die Voraussetzungen auch auf einem ähnlichen Niveau sind. Ansonsten gibt man sich damit zufrieden, keine größere Rolle als der Volleyball oder Feldhockey in Deutschland zu spielen. Das ist in Ordnung, dann muss der Football aber auch leisere Töne spielen. 

Interessanterweise streben aber derzeit Kiel, Ravensburg, Saarland und Straubing die Einstellung eines Geschäftsführers an. Bei den Kirchdorf Wildcats und den Berlin Rebels würde hingegen ein enger formuliertes Lizenzierungsverfahren das vermeintliche Erstliga-Aus bedeuten. Ohne hauptamtliche Vertretung und durchschnittlichen Zahlen unterhalb von 600 Zuschauern pro Heimspiel müssen sie sich eingestehen, dass sie in der derzeitigen Struktur die Liga ausbremsen. 

Die wöchentlich erscheinende Kolumne befasst sich mit dem Tagesgeschehen in der German Football League. Mit gespitzter Feder handelt Philipp Forstner aka "Draft Nerd" die GFL-Themen ab, die sich nicht in den Pressemitteilungen der Vereine finden lassen. Im "GFL-Insider" geht es ehrlich, aber auch direkt zu. 



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