Olympische Spiele

Daniel Theis verrät Erfolgsgeheimnis der deutschen Nationalmannschaft

Basketball-Weltmeister Deutschland geht als einer der Medaillenfavoriten bei den Olympischen Spielen 2024 an den Start. NBA-Star Daniel Theis nennt die Gründe für den Aufschwung im Team des Weltmeisters von 2023. Darum ist das DBB-Team so stark.

Basketball-Nationalspieler Daniel Theis
Credit: Imago
 


Als sich die Boston Celtics Mitte Juni zum insgesamt 18. Mal zum NBA-Champion krönten, runzelten nicht wenige Basketball-Fans verwundert die Stirn. Grund dafür waren weniger die Leistungen der Spieler auf dem Court, sondern vielmehr die Social-Media-Posts der Celtics. 

In Versalien und goldener Schrift hatte sich das NBA-Team prompt zu den "WORLD CHAMPIONS" erklärt – und damit für Häme, Irritation und Memes gesorgt. Selbst der offizielle X-Account der FIBA-Weltmeisterschaft schaltete sich ein und reagierte auf den Beitrag der Celtics mit einem Jubelbild des tatsächlichen Weltmeisters: der deutschen Basketball-Nationalmannschaft.

Die beiden Celtics-Spieler Jayson Tatum und Jaylen Brown reisen bei den Olympischen Spielen 2024 als Teil von "Team USA" nur als Herausforderer an – während die deutschen Basketballer als wahrer Weltmeister "mit einer Zielscheibe auf dem Rücken" antreten, wie Deutschlands Daniel Theis erklärt.

Daniel Theis: "Dieser Dreijahresplan kam super an"

Der 32-Jährige, der in der NBA als Center und Power Forward bei den Los Angeles Clippers spielt, ist defensiver Anker des Teams, seine Erfahrung und Führungsqualität werden sehr geschätzt. "Olympia: Für mich war das immer das i-Tüpfelchen", sagt Theis, der einer der Schlüsselspieler des "Dreijahrescommitments" ist.

Als Bundestrainer Gordon Herbert im September 2021 sein Amt antrat, suchte er bewusst Spieler, die sich für drei Jahre verpflichten – und damit die drei großen Turniere spielen würden: Heim-EM 2022, WM 2023 und schließlich die Olympischen Spiele 2024.

Daniel Theis
Daniel Theis
Credit: Sports Illustrated
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"Dieser Dreijahresplan kam super an", sagt Theis. "Gleichzeitig macht das die Planung für den Trainer einfacher und viel angenehmer, als wenn du jedes Jahr wieder losziehen und jeden erst mal überzeugen musst." Herbert baute sein Team für drei Jahre auf und implementierte dabei die mittlerweile viel zitierte Rollenverteilung.

"Er hat das die letzten Jahre überragend gemacht. Jeder wusste, wo er mit seiner Rolle steht, und war dank des Trainers niemals im Unklaren", sagt Theis über seinen Coach, auf dessen Philosophie auch Fußball-Trainer Julian Nagelsmann setzt und Herbert sogar zum DFB-Team einlud.

DBB-Team traurig, dass Gordon Herbert geht

Wer das ermöglichte? Theis und Toni Kroos. "Ich bin schon seit mehreren Jahren mit ihm in Kontakt, er ist auch großer Basketball-Fan", erinnert sich Theis an seinen Austausch mit Kroos. "Er hatte mich dann einfach nach dem Kontakt von Gordon gefragt."

Der Zeitpunkt war günstig, direkt nach den Olympischen Spielen hört Herbert beim DBB auf und wird neuer Bayern-Trainer. "Die Erfolge machen ihn natürlich begehrt", sagt Theis über den "sehr ruhigen" Trainer, der den Spielern "viel Freiraum" gibt, ihnen zuhört.

Schröder mit Bundestrainer Gordon Herbert bei der WM
Schröder mit Bundestrainer Gordon Herbert bei der WM
Credit: Imago
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"Als Spieler ist man natürlich ein Stück weit traurig, wenn ein Trainer geht, mit dem man erfolgreich war. Aber wir sind sehr dankbar für das, was er mit uns allen erreicht hat. Er hat den deutschen Basketball in die richtige Richtung gelenkt."

Andi Obst: "Da kracht es auch mal"

Schon vor Paris ist eigentlich festzuhalten: Herberts Plan ging voll auf. "Die Nationalmannschaft ist eine Ehre für uns alle. Was man auch sagen muss: Wir bekommen nichts dafür, wir opfern viel Zeit für Familie oder Freunde und setzen auch ein Stück weit unsere Gesundheit und Zukunft aufs Spiel", sagt Theis.

"Aber er hat einen Weg gefunden, dass wir Bock darauf haben, dass es uns allen Spaß macht." Das Stichwort, das dabei häufig fällt, ist "alle". Die deutsche Mannschaft ist ein Kollektiv, Topstars wie Dennis Schröder oder Franz Wagner reihen sich ein. "Dennis ist Kapitän, aber jeder Spieler hat eine Stimme und wird auch gehört. Das war auch etwas, was uns so stark gemacht hat. Das ist wie in einer Familie."

Lebron James und Andi Obst
Lebron James und Andi Obst
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Findet auch Andreas "Andi" Obst. "Wir nehmen alle kein Blatt vor den Mund. Jeder weiß sein Ego zurückzustecken und das Richtige für die Mannschaft zu tun", sagt der 28 Jahre alte Guard des FC Bayern München über die "Familie" beim DBB. "Da kracht es auch mal, oder es gibt kleinere Probleme, aber am Ende werden die gelöst, und man kommt stärker danach wieder raus. Das macht uns einfach aus."

US-Dream-Team 2.0 will Kräfteverhältnisse geraderücken

Als Dreierspezialist gehört Obst spätestens seit dem WM- Halbfinale zu den gefährlichsten deutschen Scorern. In einem denkwürdigen Spiel bezwang Deutschland die USA 113:111. Mit 24 Punkten schickte "Fruit" als Topscorer und bester Spieler des Spiels die Basketball-Weltmacht nach Hause – und ist damit mitverantwortlich, dass das gekränkte "Team USA" in Topformation nach Paris reisen wird.

LeBron James, Stephen Curry und Co. sollen als das Dream-Team 2.0 die Machtverhältnisse im internationalen Basketball wieder geraderücken, das Selbstverständnis der NBA-Champions of the World untermauern. Die Reaktion der deutschen Top-Stars? Gelassen.

"Das ist etwas, das man einfach genießen muss: als deutsche Nationalmannschaft bei Olympia gegen Team USA und deren Personal zu spielen", sagt Theis – während Obst einen speziellen Wunsch äußert: "Besonders hoffe ich, dass Steph Curry da auftreten wird. Es wäre toll, gegen ihn auf dem Feld zu stehen und zu spielen."

Deutschland will mit Medaille nach Hause fahren

Möglich könnte das erst in der K.-o.-Runde nach der Gruppenphase werden. Die USA ist in Gruppe C gesetzt, Deutschland spielt in Gruppe B unter anderem gegen Frankreich und Japan. Der Olympiasieger wird vom 27. Juli bis zum 10. August 2024 ausgespielt. 

Die Ziele bleiben ohnehin unabhängig der Gegner gleich, sagt auch Theis. "Das Gleiche wieder: mit einer Medaille nach Hause fahren. Wir machen uns nicht klein. Wir glauben an uns." Immerhin ist man ja World Champion.



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