Olympische Spiele

Patrick Femerling: "Die Entwicklung von Dennis Schröder ist fantastisch"

Patrick Femerling wird bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris als Basketball-Experte für Eurosport arbeiten. Im Sports-Illustrated-Interview spricht der Ex-Nationalspieler über die Entwicklung des DBB-Teams und NBA-Star Dennis Schröder. 

Dennis Schröder beim Testspiel gegen die USA
Credit: Getty Images
 

Sports Illustrated: Deutschland geht bei Olympia als amtierender Basketball-Weltmeister an den Start. Kann das DBB-Team in Paris 2024 eine olympische Medaille gewinnen? 

Patrick Femerling: Ich glaube, das ist das Ziel. Die Mannschaft ist gut. Alle sind soweit gesund. Der Einzige, der noch etwas angeschlagen war, ist Johannes Thiemann. Aber auch der ist im Kader, genauso wie Nick Weiler-Babb. Das ist eine intakte, gute Truppe. Warum sollten sie nicht um eine Medaille spielen und vielleicht sogar von Gold träumen?

Sports Illustrated: Auf welche Dinge kommt es beim deutschen Team besonders an, um bei Olympia erfolgreich zu sein? Und welche Rolle spielt Dennis Schröder? 

Femerling: Deutschland sollte nicht versuchen, etwas zu reproduzieren, was im vergangenen Jahr erfolgreich war. Das Team sollte vielmehr auf dieser Leistung aufbauen. Aber das wissen die Leute, die verantwortlich sind. Auch jeder Spieler weiß, was 2023 passiert ist. Jetzt gilt es, den nächsten Schritt zu gehen. Mit Dennis Schröder hat die Mannschaft einen Anführer. Das gibt den anderen die Möglichkeit, ebenfalls gute Leistungen zu bringen. Die Entwicklung, die Dennis und diese Mannschaft über die letzten Jahre genommen haben, ist einfach fantastisch. Wir sind Weltmeister. Mal sehen, was noch kommt.

Sports Illustrated: Dennis Schröder ist eine starke Persönlichkeit. Wie schwer ist es für die anderen Spieler, sich im Team einzuordnen?

Femerling: Man hat eine Art All-Star-Mannschaft. Wir haben so viel Talent auf jeder Position. Dennis ist sicherlich ein dominanter Charakter, aber jeder muss in diesem Team eine Top-Leistung bringen. Da kann man sich nicht zurücknehmen und sagen, Dennis ist hier oder Franz ist da. Johannes Voigtmann ist ein gutes Beispiel. Er ist eher ruhig, spielt aber eine Top-Saison. Zuletzt in der Nationalmannschaft waren seine Leistungen wirklich exzellent. Und auch Dennis hat im vergangenen Jahr gezeigt, dass seine Entwicklung dahingeht, dass er seine Stärken aufs Feld bringt. Er hat sich in manchen Spielen sogar zurückgenommen. 

Ex-Basketball-Nationalspieler Patrick Femerling
Ex-Basketball-Nationalspieler Patrick Femerling
Credit: Imago
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Sports Illustrated: Mit Dennis Schröder, den Wagner-Brüdern und Daniel Theis hat Deutschland vier NBA-Spieler bei Olympia in seinen Reihen. Kann man sagen, dass sich die Qualität und die Quantität deutscher Spieler in den vergangenen Jahren weiter verbessert?

Femerling: Auf jeden Fall. Jetzt haben wir noch Tristan da Silva in der NBA. Maximilian Kleber und Isaiah Hartenstein haben sich in den USA bereits etabliert. Ariel Hukporti ist beim Draft ebenfalls noch mit reingerutscht und hat einen Vertrag bei den New York Knicks bekommen. Außerdem spielen viele Nationalspieler bei europäischen Top-Klubs. Dabei denke ich an Maodo Lô oder Johannes Voigtmann. Oscar da Silva wechselt zum FC Bayern. Mit diesen Spielern hat Deutschland eine Mannschaft, die international gut aufgestellt ist und auf höchstem Niveau performen kann. Diese Mischung passt. 

Sports Illustrated: Hat der WM-Titel geholfen, den Basketball- Boom zu verstärken?

Femerling: Die Hallen sind voll. Viele Kinder spielen Basketball. Gerade bei den jüngeren Jahrgängen gibt es Wartelisten. Das ist erstmal super positiv. Aber die Entwicklung muss dahingehen, dass wir mehr Kapazitäten schaffen. Also bei den Hallen und der Trainerausbildung. Wir müssen den Trainerjob attraktiver gestalten, dass noch mehr Leute die Kinder ausbilden können. Da gibt es noch viel Arbeit und einen großen Bedarf, der nicht gedeckt ist. Ich glaube, die jetzige Situation muss man nutzen.

Sports Illustrated: Beim US-Team sind LeBron James, Stephen Curry, Jayson Tatum und Anthony Edwards dabei. Machen sie nur einen netten Trip nach Paris oder wollen Sie Olympia-Gold gewinnen?

Femerling: Die wollen Olympiagold. Das schlechte Abschneiden bei der WM 2023 tat den US-Amerikanern schon weh. Jetzt wollen sie beweisen, dass sie das beste Team der Welt sind.

Sports Illustrated: Kann man das aktuelle US-Team mit dem "Dream-Team" von 1992 vergleichen?

Femerling: Nein, das denke ich nicht. Das "Dream Team" von 1992 war das beste Team aller Zeiten. Vielleicht kommt irgendwann noch einmal so etwas, aber dazu muss es auch die passenden Charaktere geben. 

Dennis Schröder und Gordon Herbert feiern Gewinn der Basketball-WM
Dennis Schröder und Gordon Herbert feiern Gewinn der Basketball-WM
Credit: Imago
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Sports Illustrated: Deutschland spielt mit Brasilien, Frankreich und Japan in Vorrundengruppe A. Welche Teams sehen Sie neben Deutschland und den USA noch als Medaillenkandidaten?

Femerling: Kanada ist gut, ebenso wie Australien und Griechenland. Mal schauen, was die Serben mit NBA-Star Nikola Jokić machen und wie die Mannschaft funktioniert. Dann haben wir noch die Franzosen mit Victor Wembanyama. Ich bin gespannt.

Sports Illustrated: Gordon Herbert hat angekündigt, nach Olympia als Bundestrainer aufzuhören. Wer könnte den US-Amerikaner im DBB-Team am besten ersetzen? 

Femerling: Das ist schwer zu sagen. Aber für Gordon Herbert ist es ein tolles Ende, um das bei Olympia noch einmal alles zu genießen. Die Frage wird sein, welcher Trainer nach Gordon Herbert bereitsteht. Das ist ein besonderer, aber auch kein leichter Job. Es wäre schön, vielleicht einen jungen deutschen Trainer zu haben. Aber im Prinzip geht es darum, dass die Mannschaft Erfolg hat. 

Sports Illustrated: Gordon Herbert wird als neuer Trainer beim FC Bayern gehandelt. Wäre er der richtige Mann für die Münchner, um in Zukunft noch erfolgreicher zu sein?

Femerling: Das wäre natürlich spannend. Gordon Herbert ist jemand, der auch auf Klub-Ebene erfolgreich war. Der Druck beim FC Bayern ist groß. Da geht es immer um Erfolg. Aber da hat man im deutschen Vergleich sehr gute Voraussetzungen. Man hat beim FC Bayern auch einen guten Stamm aus deutschen Spielern. Das wäre schon ein interessanter Job. Genug Erfahrung dafür hätte er.

Sports Illustrated: Wie sieht Ihre Rolle als Eurosport-Experte bei Olympia aus?

Femerling: Ich werde als Basketball-Experte vor Ort sein und freue mich darauf. Für mich ist es ein Privileg, dass ich diesen Sport erleben durfte und jetzt auch ein paar Brötchen damit verdiene. Ich war zuletzt zehn Jahre Trainer in der Jugend. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Jetzt freue ich mich, bei den Olympischen Spielen dabei zu sein. In der ersten Woche bin ich in Lille und danach in Paris. Dann will ich Deutschland zum Sieg kommentieren. 



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