Das Formel-1-Reife(n)zeugnis des SID: Kanada

MAX VERSTAPPEN: Noch am Freitag hatte es nicht gut ausgesehen für den Weltmeister. Wegen eines Defekts des Energierückgewinnungssystems hatte er seinen Red Bull genervt abstellen müssen, doch als es drauf ankam, war Verstappen da. Im Qualifying fuhr er zeitgleich mit Pole-Setter George Russell Startplatz zwei ein, dann stürmte er im Rennen nahezu fehlerfrei zum sechsten Sieg im neunten Saisonrennen. Auch wenn die Konkurrenz zu Red Bull aufgeschlossen hat - fahrerisch bleibt Verstappen eine Klasse für sich.

Eine Klasse für sich: Max Verstappen
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GEORGE RUSSELL: Gelöst und euphorisch war der Brite, nachdem er die erste Pole Position für Mercedes seit fast einem Jahr eingefahren hatte. Den Sieg, sagte er, den traue er sich natürlich auch zu. Doch im Rennen lief nicht alles nach Plan. "Ich habe einige Fehler zu viel gemacht", gab Russell zu. Am Ende sprang der dritte Platz heraus, über den sich Russell nicht ganz freuen konnte. Immerhin blieb die Erkenntnis: "Wir sind wieder bei der Musik und können um Siege mitfahren." Dass Rekordweltmeister Lewis Hamilton Vierter wurde, passte zu dieser Aussage.

FERRARI: Dem Höhenflug von Monaco folgte der herbe Absturz in Kanada. Charles Leclerc und Carlos Sainz schieden jeweils aus, doch schwerer wog die Tatsache, dass Ferrari im gesamten Wochenende nicht so recht in Schwung kam. "Es war klar, dass ich hier nicht wie in Monaco fliegen würde und wir wussten, dass es schwierig wird", sagte Monaco-Sieger Leclerc: "Dass es dann so eine unangenehme Überraschung war, hatten wir nicht erwartet." In der WM liegt Leclerc nun wieder 56 Punkte hinter Verstappen: "Es war ein frustrierendes Wochenende."

KRÄFTEVERHÄLTNISSE: Auch wenn Ferrari ein sehr schwaches Wochenende erlebte und sich nun mit Blick aufs Rennen in Barcelona in zwei Wochen Ursachenforschung betreiben muss, schien die Scuderia zuletzt auf einem guten Weg. Noch konstanter schnell und gut ist McLaren, die Briten holten mit Lando Norris und Oscar Piastri die Plätze drei und fünf. Dazu kommt Red Bull mit Einzelkämpfer Verstappen - und seit Montreal auch Mercedes. "Ferrari hat gar nichts gezeigt, aber die haben sonst die Pace", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff: "Mit McLaren und Red Bull sind es vier Teams, die hoffentlich um Siege und Podien fahren können."

SERGIO PEREZ: Der Mexikaner konnte sich über die Vertragsverlängerung beim Weltmeisterteam Red Bull freuen, doch sportlich läuft es seit Wochen nicht rund für den zweiten Mann hinter Max Verstappen. Wie in Monaco schied Perez auch in Mexiko in der ersten Phase des Qualifyings und dann auch im Rennen aus. Eine Unterstützung für Verstappen ist Perez in dieser Form nicht, und selbst Teamchef Christian Horner war kritisch. "Er hat sich vorarbeiten können und dann ist er rückwärts in die Barriere gerutscht. Das ganze Wochenende war so, dass Checo es wahrscheinlich schnellstmöglich vergessen möchte", sagte Horner: "Schade, dass wir an einem Tag, an dem Ferrari keine Punkte geholt hat, nicht besser gepunktet haben."