Leo Neugebauer: So plant der deutsche Zehnkampf-Star seine weitere Zukunft
- Leo Neugebauer im Sports-Illustrated-Interview
- So plant Neugebauer seine weitere Zukunft
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Olympia: Leichtathletik-Kalender, Zeitplan und Ergebnisse 2024 in Paris
Sports Illustrated: Herzlichen Glückwunsch zu Olympia-Silber. Welche Bedeutung hat diese Medaille für Sie?
Leo Neugebauer: Diese Medaille bei den Olympischen Spielen ist etwas ganz Besonderes für mich. Es ist absolut verrückt, dass ich eine Medaille gewonnen habe. Diese Medaille habe ich jetzt und die kann mir keiner mehr nehmen. Dafür habe ich lange und hart trainiert. Jetzt kann ich mit Silber nach Hause gehen. Darauf freue ich mich.
Sports Illustrated: Bekommt diese Medaille einen besonderen Platz?
Neugebauer: Diese Medaille kommt genau in die Mitte meiner Sammlung meiner Pokalen und Medaillen. Sie bedeutet mir alles. Ich habe bei Olympia alles gegeben und dafür meinen Lohn bekommen. Die vergangenen Tage hatte ich meine Medaille immer bei mir in der Hosentasche. Ich bin so stolz auf diese Medaille, darum habe ich sie immer ganz nah bei mir dabei.
Sports Illustrated: Nach dem Wettkampf hat Sie Ihre Familie umarmt und gedrückt? Gab es von Prominenten oder Politikern Glückwünsche?
Neugebauer: Oh, ja. Mir haben auch viele andere Leute gratuliert. Einer war Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Er hat mich auf seiner Instagram-Story gepostet. Fabian Hambüchen hat mir im Deutschen Haus ebenfalls gratuliert. Ich kann gar nicht aufzählen, wie viele mich beglückwünscht haben. Es war überwältigend.
Sports Illustrated: Nehmen Sie uns gerne mit in Ihren Zehnkampf. Was waren die Höhen und Tiefen?
Neugebauer: Meine beiden Zehnkampf-Tage waren sehr konstant. Einer meiner Höhepunkte war sicherlich der Weitsprung, wo ich wieder nah an die acht Meter herangekommen bin. Diese Marke ist schon etwas Magisches für mich. Ansonsten war alles solide. Einen echten Tiefpunkt hatte ich nicht.
Sports Illustrated: Wann haben Sie gemerkt, dass es nicht Gold wird?
Neugebauer: Nach dem Stabhochsprung wusste ich, dass es sehr eng wird da vorne. Aber ich war mir sicher, dass ich eine Medaille gewinnen werde. Aber welche Farbe es wird, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Dann hat der Norweger Markus Rooth eine krasse Bestleistung mit dem Speer geworfen. Er hat sich Gold verdient, denn er war an dem Tag der Beste.
Sports Illustrated: An welchen Disziplinen werden Sie in Zukunft arbeiten, um noch besser zu werden?
Neugebauer: In Zukunft werde ich in allen zehn Disziplinen weiter konzentriert arbeiten. Man muss genauso weitermachen. Wenn man sich jetzt auf eine spezielle Sache konzentriert, kann es sein, dass man in einer anderen Disziplin schlechter wird. Man muss konstant bleiben und versuchen, sich punktuell weiter zu verbessern.
Sports Illustrated: Ihre Zeit am College ist zu Ende. Wie geht es bei Ihnen weiter?
Neugebauer: Ich bin seit Mai mit meinem Studium fertig, werde aber weiterhin als professioneller Athlet in Austin trainieren. Für mich ändert sich also nichts. Ich behalte dieselben Trainer und habe die gleichen Bedingungen und Voraussetzungen wie vorher. Weil ich keine Universität mehr habe, kann ich mich als Pro noch besser auf den Zehnkampf konzentrieren.
Sports Illustrated: Was genau ist ein Pro an einer US-Universität?
Neugebauer: Ein Pro ist ein Sportler an der Universität, der weiter voll unterstützt wird. Diesen Status bekommen nicht viele Athleten. Das ist etwas ganz Besonderes. Am Ende hat unser Head-Coach an der Uni entschieden, dass ich als Pro weitermachen darf. Als Pro müssen die sportlichen Leistungen stimmen. Aber auch der Charakter und die Einstellung müssen passen. Außerdem unterstützt mich Nike in meinem Sport.
Sports Illustrated: Werden Sie irgendwann nach Deutschland zurückkehren?
Neugebauer: Diesen Plan habe ich erst einmal nicht. Das bedeutet aber nicht, dass ich immer in den USA bleiben werde. Im Leben können sich viele Dinge schnell ändern. Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, irgendwann in meine Heimat zurückzukehren. Aber jetzt ist es erstmal die richtige Entscheidung, weiter in den USA zu trainieren.
Sports Illustrated: Sie sind jetzt 24 Jahre alt? Wie lange kann man Zehnkampf auf diesem Niveau betreiben?
Neugebauer: Das wird sich zeigen. Irgendwann wird mein Körper bestimmt aufgeben, aber im Moment sieht alles sehr gut aus. Ich habe in meiner Karriere immer Glück gehabt und hatte keine schweren Verletzungen. Deshalb werde ich versuchen, mich weiter gut um meinen Körper zu kümmern, damit er verletzungsfrei bleibt. Das ist das Wichtigste.
Sports Illustrated: Haben Sie die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles bereits im Kopf?
Neugebauer: Das ist noch zu weit weg, um darüber nachzudenken. Ich kann nicht mal zwei Jahre in die Zukunft sehen und denke nur von Jahr zu Jahr. Im Moment macht es noch keinen Sinn, dass ich mich auf Los Angeles 2028 konzentriere.
Sports Illustrated: Haben Sie sich nach Olympia mit etwas Speziellem belohnt?
Neugebauer: Das Einzige, was ich mir gegönnt habe, war ein Schokomuffin im Olympischen Dorf. Der war richtig gut. Ansonsten brauche ich nichts. Ich habe alles, was mir wichtig ist.
Sports Illustrated: Geht’s jetzt noch irgendwohin in den Urlaub?
Neugebauer: Ich werde nach den Olympischen Spielen in Paris erst einmal zurück in die USA fliegen und mir Gedanken machen, wohin es in den Urlaub geht. Ich möchte auf jeden Fall etwas machen und werde in aller Ruhe entscheiden, wohin es geht.
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