Fußball

Red Bull Wars und die Frage: Jürgen Skywalker oder Darth Klopp?

Jürgen Klopp arbeitet künftig für Red Bull. Für viele Fußball-Romantiker und - Traditionalisten ein Stich ins Herz. Aber wechselt "Kloppo" wirklich auf die dunkle Seite der Macht. Sports-Illustrated-Chefredakteur Christoph Landsgesell klärt auf.

Jürgen Klopp arbeitet künftig für Red Bull
Credit: Getty Images
 

Als ich am Mittwoch die Push-Nachricht las, dass Jürgen Klopp neuer "Global Head of Soccer" bei Red Bull wird, war mein erster Gedanke: Das passt. Einer der profiliertesten Fußballtrainer wird Manager bei einem der wichtigsten Konzerne im globalen Fußballgeschäft. Womit ich nicht gerechnet hatte: Welche Kurzschlussreaktion diese News bei vielen Fans (und manchen Journalisten) hervorrufen würde.

Ein Auszug der Überschriften: Klopp habe mit seinem Job beim österreichischen Getränkekonzern "sein Denkmal zerstört", an anderer Stelle beschmutzte er sein "schneeweißes Denkmal" und brach "den Fußballromantikern das Herz". Der Tenor: Unser Kloppo mit der Pöhler-Kappe verrät den wahren, echten Fußball.

Jürgen Klopp: Warum diese Aufregung?

Als hätte Luke Skywalker in "Das Imperium schlägt zurück" dem Werben von Darth Vader nachgegeben: ein Wechsel auf die dunkle Seite der Macht. Dabei war Klopp nie der Jedi-Ritter mit der blütenweißen Weste. Schon allein, weil solche Charaktere nur auf der Leinwand existieren. Und, um im Star-Wars-Universum zu bleiben: Wenn, dann war Klopp schon eher Han Solo. Hemdsärmelig-sympathisch, manchmal vorlaut, wenn nötig opportunistisch, aber am Ende einer von den Guten.

Mit Jürgen Klopp zündet Red Bull die nächste Stufe
Mit Jürgen Klopp zündet Red Bull die nächste Stufe
Credit: Getty Images
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Warum also diese Aufregung, die mancherorten so klingt, als hätte er bisher ein C-Klasse-Team für eine Halbe Bier und eine lauwarme Wurstsemmel trainiert? Schließlich war Klopp zuletzt Coach des FC Liverpool – ein von US-Investoren finanzierter Fußball-Gigant und Teil der Premier League, der durchkommerzialisiertesten Liga der Welt. Ein Verein mit Tradition, "You’ll never walk alone", aber wäre es Klopp nur darum gegangen, hätte er auch Sheffield coachen können. Davor Borussia Dortmund: "Echte Liebe" und die Südtribüne, klar. Aber ebenso als einziger deutscher Verein börsennotiert und seit Kurzem (allerdings weit nach der Ära Klopp) mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall als Sponsor.

Klopp ist Marketing-Champions-League

Viel dürfte zu tun haben mit dem Image, das Klopp verkörpert: das des netten Kumpels, des Nachbarn, von dem man sich mal eben eine Bohrmaschine leiht. Ein lockerer Typ (was man von dem Trainer Klopp an der Seitenlinie übrigens nicht behaupten kann), eine Identifikationsfigur. Ich kenne Klopp nicht persönlich, glaube aber, dass vieles davon zutrifft. Sicher ist: Nicht nur als Trainer, sondern auch als Werbefigur hat Klopp in den vergangenen Jahren einen verdammt guten Job gemacht. Ob Autos, Versicherungen, Bier: Keine Werbeunterbrechung ist sicher vor seinem strahlenden Gebiss. Klopp ist Marketing-Champions-League, das hat man auch bei Red Bull in Fuschl am See registriert. Gerade im Fußball kämpft der Konzern mit Imageproblemen, gilt RB als das Hassobjekt der Fußballromantiker.
 
Jürgen Klopp ist also der perfect fit für Red Bull – als Fußballkenner und auch als Markenbotschafter. Das muss man nicht gut finden. Aber wer wirklich glaubt, dass Klopp mit diesem Move einen Verrat am Fußball begangen hat, schaut vielleicht besser Weltraummärchen.



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