Und dann hebt er ab: Deutsches Rekord-Spektakel zum EM-Auftakt

Julian Nagelsmann genoss nach dem EM-Traumstart seinen kleinen Spaziergang in den Mittelkreis, es schien, als würde der Bundestrainer vor Selbstvertrauen überschäumen. Die Stadion-Party begann dann mit "Major Tom", und alle schwebten - völlig losgelöst hat die deutsche Nationalmannschaft mit einem Rekord-Spektakel den Weg für ein neues Sommermärchen bereitet. Nach frühen Treffern von Florian Wirtz und Jamal Musiala besiegte die entschlossene DFB-Auswahl ein harmloses Schottland 5:1 (3:0) und vermied damit einen Fehlstart wie bei den vergangenen drei großen Turnieren. Das Publikum in der Münchner Arena dankte es mit Begeisterung.

Deutschland jubelt: Der Auftakt ist geglückt
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SID, AFP, Fabrice COFFRINI

"Die ersten zwanzig Minuten waren schon beeindruckend", sagte Nagelsmann im ZDF. "Wir haben es bis zum Ende konzentriert durchgespielt, das war schon sehr, sehr gut." Auch Musiala jubelte: "Einen besseren Start konnten wir nicht haben", betonte er bei MagentaTV. "Wir haben die Stimmung gesehen im ganzen Land, und das brauchen wir." Die Mannschaft habe "gut starten" wollen, "das haben wir gemacht. Wir haben einen guten Plan gehabt, wir haben Vertrauen in unseren Trainer und unsere Taktik." Er schloss: "Wenn wir gut im Flow sind, läuft das." Niclas Füllkrug sprach von einem "überragenden Auftakt".

Schon nach der Anfangsphase waren alle möglichen Zweifel am schließlich höchsten Auftaktsieg der EM-Geschichte durch "Wusiala" wie weggeblasen: Wirtz (10.) und Musiala mit einem Treffer zum Genießen (18.) brachten die Mannschaft um den begnadeten Strippenzieher Toni Kroos früh in Führung. Nach einem brutalen Foul im Strafraum an Ilkay Gündogan, für das Ryan Porteous die Rote Karte sah (44.), erhöhte Kai Havertz (45.+1). Joker Füllkrug (68.) leitete den höchsten deutschen Sieg bei einer EM-Endrunde ein - daran änderte auch nichts mehr, dass Antonio Rüdiger ein kurioses Kopfball-Eigentor unterlief (87.). Den Schlusspunkt setzte der nachnominierte Emre Can (90.+3).

Befürchtungen, die Schotten könnten der deutschen Mannschaft das Leben schwer machen, erwiesen sich während der gesamten Partie als unbegründet. Tatsächlich waren die "Bravehearts" limitiert in ihren Mitteln und ein Spielball der hochkonzentrierten Gastgeber. Am Mittwoch (19. Juni) in Stuttgart gegen die Ungarn und vier Tage später (23. Juni) in Frankfurt gegen die Schweiz dürfte es für die DFB-Auswahl schwieriger werden. Aber: Ein Anfang ist gemacht - die Fans sind selig.  

Die beinahe schlagartig spürbare Begeisterung für die EM und die deutsche Mannschaft, die sich zunächst am Freitagnachmittag in den Fanzonen in München und Berlin breitgemacht hatte, war bereits beim Warmmachen auch im Stadion hörbar: Nagelsmanns Auserwählte empfing trotz noch nicht vollbesetzten Rängen ein erster Sturm der Begeisterung - der aber von den schottischen Anhängern noch deutlich übertroffen wurde.