Netzer Zeugenauftritt entfällt - Blatter und Linsi per Video

Im Sommermärchen-Prozess wird der für den 23. Mai vorgesehene Zeugen-Auftritt von Ex-Nationalspieler Günter Netzer ausfallen. Wie Richterin Eva-Marie Distler am Donnerstag mitteilte, hätten die Anwälte des 79-Jährigen sein Erscheinen vor dem Landgericht Frankfurt ohne Angabe von Gründen abgesagt. Eine Antwort auf die Anfrage zur Bereitschaft für eine Aussage per Videoschalte sei derweil noch offen. 

Netzer wird nicht vor Gericht erscheinen
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FIRO, SID

Der am 6. Mai vertagte Zeugenauftritt des ehemaligen DFB-Präsidenten Fritz Keller wurde auf den 11. Juli verschoben. Die früheren FIFA-Funktionäre Sepp Blatter und Urs Linsi hätten laut vorsitzender Richterin ihre Bereitschaft für eine Zeugenaussage per Videoschalte gegeben, hierfür würden aber noch finale Zusagen der Schweizer Behörden fehlen.

Am Donnerstag standen die Aussagen des ehemaligen DFB-Finanzdirektors Stefan Hans sowie von Steuerberater Hanno Schmitz-Hübers im Fokus. Hans teilte mit, einst "auf Zuruf" eine Tisch-Sondervorlage für eine Zahlung von sieben Millionen Euro erstellt zu haben. Diese sei per Handnotiz von Theo Zwanziger wegen Personal- und Sachkosten später um 300.000 Euro auf die ominöse Summe von 6,7 Millionen Euro reduziert worden. Einen Vertrag mit der FIFA habe es damals noch nicht gegeben. 

"Ich bin davon ausgegangen, dass es dazu später noch einen Vertrag gibt", sagte Hans aus. Er sei im Nachgang "überrascht" worden, "dass es daneben noch einen Vorgang mit der gleichen Summe gegeben hat". Er habe sich "ein Stück weit" vorgeführt gefühlt und sei entsprechend "verärgert" gewesen. Wenn das Geld nicht für die Gala gewesen sei, entspreche die Abwicklung der Zahlung von 6,7 Millionen Euro "nicht den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung", erklärte Schmitz-Hüser.

In Frankfurt stehen drei frühere DFB-Spitzenfunktionäre vor Gericht. Den ehemaligen Präsidenten Zwanziger und Wolfgang Niersbach sowie dem langjährigen Generalsekretär Horst R. Schmidt werden "Hinterziehung bzw. Beihilfe zur Hinterziehung von Körperschaftsteuer, Solidaritätszuschlag, Gewerbesteuer und Umsatzsteuer für das Jahr 2006 in Höhe von über 13,7 Millionen Euro zugunsten des DFB" zur Last gelegt.