EM 2024

Toni Kroos über Fußball-EM 2024: "Ich will dieses Turnier gewinnen"

Toni Kroos spricht mit Sports Illustrated über die Fußball-EM, den Grund für sein DFB-Comeback und den schweren Abschied von Real Madrid. Außerdem verrät Kroos im Rahmen eines Rexona-Gesprächs, wie es nach seiner Karriere weitergeht. 

DFB-Star Toni Kroos
Credit: Getty Images
 

Sports Illustrated: Zum krönenden Abschluss haben Sie mit Real Madrid zum fünften Mal die Champions League gewonnen. Wie blicken Sie auf Ihre Zeit bei Real zurück? 

Toni Kroos: Wenn ich zurückblicke, waren diese zehn Jahre wie ein Märchen. Ich bin damals mit großen Hoffnungen nach Madrid gekommen. Ich wollte mit Real den einen oder anderen Titel holen und mit dem Klub vielleicht einmal die Champions League gewinnen. Zudem hatte ich die Hoffnung, mich als Spieler durchzusetzen und die nächsten Schritte zu machen. Das war gefühlt schon das Maximum, was man sich erhoffen konnte. Aber dass es so gut laufen würde, daran hätte ich nicht im Traum gedacht. Das hat alle Erwartungen übertroffen.

Sports Illustrated: Ihr Team hat Sie am Ende auf Händen getragen und die Real-Fans verehren Sie wie kaum einen anderen. Wie schwer ist Ihnen der Abschied gefallen?

Kroos: Der Abschied ist mir sehr schwergefallen. Ich habe mich bei Real Madrid immer wohl gefühlt. Da fällt es einem nicht leicht, so eine positive und tolle Zeit hinter sich zu lassen. Aber es war meine Entscheidung, dass ich aufhöre. Mich hat niemand gezwungen, diese Entscheidung zu treffen, und mich hatte auch keiner rausgeschmissen. Das bedeutet aber nicht, dass dieser Prozess leicht war. Es ist nicht nur die Entscheidung, seine Karriere zu beenden. Man muss es auch in die Tat umzusetzen und sich von den Fans verabschieden. Das war sehr emotional. Aber es war genauso, wie ich es immer vorgestellt habe. Mit einem absoluten Highlight.

Sports Illustrated: Wer hat beim Abschied von Real Madrid mehr geweint? Sie oder Ihre Familie?

Kroos: Meine Familie, muss ich sagen. Auch in den Tagen zuvor, also nicht nur beim Abschied im Stadion. Es ist allen schwergefallen, was mir auch zeigt, dass alle diese Zeit genossen haben. 

Sports Illustrated: 2014 wären Sie fast bei Manchester United gelandet. Am Ende ist es aber Real Madrid geworden. War dieser Wechsel das Beste, was Ihnen sportlich passieren konnte? 

Kroos: Wenn ich mir die vergangenen zehn Jahre anschaue, würde ich das mit Ja beantworten. Vor allem wenn man die Entwicklung der beiden Vereine vergleicht. Damals waren Real Madrid und Manchester United zwei der größten, schillerndsten und bekanntesten Klubs der Welt. Wenn man sich die beiden Vereine jetzt anschaut, ist es Real Madrid geblieben und hat das mit Erfolgen unterstrichen. ManUnited hat zehn sehr schwere Jahre hinter sich. Darum kann man sagen, dass es die richtige Entscheidung war. 

Toni Kroos 2014 bei Real Madrid
Toni Kroos 2014 bei Real Madrid
Credit: Imago
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Sports Illustrated: Warum ist Real Madrid der erfolgreichste Fußball-Klub der Welt? Was macht diesen Verein so einzigartig und besonders?

Kroos: Es gibt immer zwei Seiten. Das eine ist die sportliche Qualität und das andere ist das Ambiente im Verein. Ich muss zugeben, dass ich damals das Bild von Real Madrid hatte, dass sie sich die besten Spieler zusammenkaufen. Ich dachte, das ist alles nicht so familiär und der Verein ist ein bisschen unnahbar. Aber das Bild hat sich schnell geändert. Ich bin unfassbar beeindruckt gewesen. Als ich damals nach Madrid kam, war das Ambiente bereits von einem familiären Miteinander geprägt. Das hatte ich so nicht erwartet. Ich wusste, dass es wahrscheinlich die sportlich größte Adresse ist, auch deshalb ist es so schwer, sich durchzusetzen. Es gibt ja auch viele Beispiele, die es nicht geschafft haben, obwohl die spielerische Qualität nicht das Problem war. Aber wenn man sich menschlich wohlfühlt, im Verein gebraucht wird und alles zusammenpasst, macht das alles leichter. 

Sports Illustrated: Mit insgesamt sechs Champions-League-Triumphen, einem WM-Sieg und insgesamt 34 Karriere-Titeln sind Sie der beste deutsche Fußballer aller Zeiten. Was bedeutet Ihnen das persönlich?

Kroos: Am Ende einer Karriere wird immer Bilanz gezogen, was man erreicht hat. Das eine sind die Anzahl der Spiele, Tore und Assists. Aber das Wichtigste ist, was man gewonnen hat. Das sind die Dinge, auf die man später zurückblickt. Letztendlich waren es auch immer die Titel, warum ich Fußball spiele. Ich will Titel mit Mannschaften gewinnen. Wenn am Ende eine 34 steht – bei der Fußball-EM werde ich um Titel 35 kämpfen – ist das eine persönliche Bestätigung, dass auf individueller Basis einige Dinge gut funktioniert haben.

Sports Illustrated: Carlo Ancelotti meinte nach dem Champions-League-Sieg, dass die Tür bei Real weiterhin offen ist. Steht Ihr Rücktritt zu 100 Prozent fest oder überlegen Sie sich’s vielleicht doch nochmal?

Kroos: Nein, das steht zu 100 Prozent fest und das weiß er auch. Aber das zeigt seine Wertschätzung, die er immer hatte und die er nach wie vor hat und auch ein bisschen sein Bedauern. Aber das war immer meine Idee, dass wenn ich aufhöre, mehr Leute sagen, dass es zu früh oder nicht richtig ist. Besser so, als wenn die Leute meinen, es ist höchste Zeit, dass man seine Karriere beendet.  

Sports Illustrated: Nach Ihrem DFB-Comeback werden Sie für die EM 2024 als großer Hoffnungsträger gehandelt. Wie gehen Sie mit Druck um? Mögen Sie es, wenn Sie viel Verantwortung tragen?

Kroos: Ich bin es seit vielen Jahren gewohnt, Verantwortung zu übernehmen. Deshalb habe ich kein Problem mit Druck. Ich hoffe, dass ich bei der EM meinen Teil dazu beitragen kann, dass wir ein erfolgreiches Turnier spielen. Ich versuche meine Qualitäten auch außerhalb des Platzes einzubringen, um erfolgreich zu sein. Aber wir brauchen einen Kader, wo jedes Rädchen ins andere greift. 

Toni Kroos (Deutschland)
Toni Kroos (Deutschland)
Credit: Getty Images
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Sports Illustrated: Haben Sie bereits mit Bundestrainer Julian Nagelsmann über Ihre Aufgaben in der Nationalmannschaft gesprochen? Wie sieht Ihre Rolle im DFB-Team aus? 

Kroos: Wir haben uns bereits im März unterhalten, als es darum ging, ob ich in die Nationalmannschaft zurückkehre. Da haben wir über solche Dinge thematisiert und ich habe einen Eindruck bekommen, wie es auf dem Platz aussehen kann. Ab diesem Zeitpunkt war klar, dass ich eine wichtige Rolle einnehmen muss und auch will. 

Sports Illustrated: Die vergangenen Turniere der deutschen Nationalmannschaft verliefen enttäuschend. Was macht wieder Grund zur Hoffnung und wie weit kommt das DFB-Team bei der EM? 

Kroos: Es ist immer schwer, eine Voraussage zu treffen. Die letzten Turniere haben gezeigt, dass alles passieren kann. Aber die Hoffnung ist, dass wir dieses Mal einen guten Start erwischen. Seit 2016 haben wir bei einem großen Turnier kein Auftaktspiel mehr gewonnen. Deshalb wäre es gut für uns und die deutschen Fans, dass wir mit einem Sieg gegen Schottland in die EM 2024 starten. Wenn uns das gelingt, können wir hoffentlich ein erfolgreiches Turnier spielen.  

Sports Illustrated: Welche anderen Mannschaften sind bei der EM am stärksten einzuschätzen?

Kroos: Ich denke, dass Frankreich immer hoch einzuschätzen ist. Außerdem glaube ich, dass England und Portugal sehr stark sind. Das sind aus meiner Sicht die drei stärksten Teams. Dahinter gibt es eine Reihe von weiteren Teams, die ebenfalls sehr stark sind. Da sehe ich uns mit dabei.

Sports Illustrated: Wie sehr wünschen Sie sich als krönenden Abschluss ihrer Karriere den EM-Titel, der Ihnen in Ihrer fantastischen Titelsammlung noch fehlt? 

Kroos: Dieser Titel ist der Grund, warum ich mich für ein Comeback in der Nationalmannschaft entschieden habe. Diese EM im eigenen Land ist etwas ganz Besonderes und dieses Turnier will ich gewinnen. Auch wenn ich weiß, dass es nicht einfach wird und dass gewisse Dinge zusammenpassen müssen. Aber jetzt, wo meine Klub-Karriere erfolgreich abgehakt ist, habe ich nur noch diesen einen Gedanken.

Toni Kroos im DFB-Trikot
Toni Kroos im DFB-Trikot
Credit: Imago
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Sports Illustrated: Werden Sie Ihre letzten Spiele genießen?

Kroos: Ich habe immer gesagt, wenn ich Fußball spiele, will ich diese Zeit auch genießen. Das hat zum Glück geklappt, weil ich immer Spaß am Fußball habe. Das ist die beste Voraussetzung, um erfolgreich zu sein. Aber Genießen bedeutet nicht, dass man sich zurücklehnt, sondern auch Spaß daran hat, Spiele zu gewinnen. 

Sports Illustrated: Wie geht es nach Ihrer Karriere weiter? 

Kroos: Es stehen einige Projekte an. Im September beginnt die Icon League, die ich mitgegründet habe. Außerdem starte ich ab September in Madrid mit meiner eigene Academy, wo wir Jugendmannschaften aufbauen, die dann dort in Ligen spielen. Ich werde mich also aktiv um die Jugend kümmern. Das sind Projekte, auf die ich große Lust habe. Auf der anderen Seite werde ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen, mehr zu Hause sein und weniger reisen. Das war auch ein entscheidender Punkt, warum ich meine Fußball-Karriere beende. 

Sports Illustrated: Zu Ihren Werbepartnern gehört auch Rexona. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande? 

Kroos: Rexona kam auf mich zu und hat einen Botschafter gesucht. Das hat für mich perfekt gepasst, denn für mich muss ein Partner auch eine gewisse Authentizität haben. Das war der Fall. Ich benutze die Produkte selbst im Alltag. Deswegen habe ich gerne zugesagt.

Sports Illustrated: Wie wichtig ist Ihnen Körperpflege?

Kroos: Körperpflege ist wichtig, ich bewerte es aber nicht über. Meine Haare style ich zum Beispiel fast nur mit Wasser. Zu meiner täglichen Routine gehören ansonsten logischer Weise Deo und ab und zu ein bisschen Parfüm. 
 



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