Olympische Winterspiele

Der unsichtbare Feind: Vor der eisigen Kälte zittern fast alle bei Olympia

Bei den Olympischen Spielen strahlen die Athleten um die Wette. Die einen, weil sie dabei sind. Die anderen, weil sie eine Medaille gewonnen haben. Aber einen Feind haben fast alle. Die unfassbare Kälte auf der Skipiste, den Loipen und im Eiskanal.

Olympische Winterspiele 2022 in Peking
Credit: Sports Illustrated

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Manchmal, wenn Summer Britcher am Start der Rennrodelbahn steht, die Hände bereit, die Griffe zu packen, sich abzuschieben und mit über 110 km/h die Eisrinne herunterzuschießen, hält sie kurz inne - nicht nur wegen des kurz bevorstehenden Rennens.

"Ich denke: Mann, in 45 Sekunden wird mir warm sein", erklärt Britcher. "Sobald ich losfahre, spüre ich die Kälte nicht mehr, richtig? Wenn man fährt, spürt man die Kälte nicht. Man ist so konzentriert, auf diesem superharten Eis - auf dem ich am liebsten gleite - und dann endet der Lauf. Danach schreie ich und schimpfe, wie kalt es ist, und renne, um meine Jacke zu holen."

Während die Temperaturen bei den Olympischen Winterspielen in China unter Minus 17 Grad sinken, Schneegestöber die Sicht stört und stürmische Winde die Wettkämpfe verschieben, müssen einige Olympiateilnehmer eigestehen: Sie hassen den Winter.

Ashley Caldwell: "Man hat mich ausgetrickst"

In der Tat glaubt Freestyle-Skifahrerin Ashley Caldwell, dass es viel mehr Athleten gibt, die genauso denken. "Niemand mag es, zu frieren", erklärt Caldwell. "Die Athleten mögen es nicht, wenn ihnen kalt ist."

Wie ist sie dann dazu gekommen, sich bei Minusgraden in der Luft zu drehen?

"Nun, man hat mich ausgetrickst", sagt Caldwell. "Wir lernen alle unsere Tricks im Sommer. Im Sommer ist es warm und wir springen in einen Pool. Bei einem der ersten Sprüngen auf Schnee dachte ich: Ich weiß nicht, ob ich das kann. Du bekommst Schnee auf den Rücken und es ist so kalt." Aber da war es schon zu spät. "Ich liebe den Sport so sehr, dass man sich mit der Kälte einfach abfindet. Es ist ein notwendiges Übel, wenn man Wintersport betreibt."

Indoor-Wintersportler haben es in der Halle leichter. Dennoch war der mexikanische Eiskunstläufer Donovan Carrillo von den eisigen Temperaturen außerhalb der Halle überrascht, obwohl er seinen dicksten Mantel mit nach Peking gebracht hat. Der australische Eiskunstläufer Brendan Kerry zog 2019 vom warmen Sydney nach Moskau, um dort als Trainer zu arbeiten. Er ist immer noch dabei, sich an das trübe Wetter anzupassen.

"Die Kälte ist zu verkraften", aber ich hasse es, dass es keine Sonne gibt oder die Sonne sich immer nur kurz mal zeigt.. Das ist es, was mich wirklich ärgert, denn man wacht auf und fragt sich: Warum ist es so dunkel? Zu Hause sagt meine Familie: 'Oh, es sind 40 Grad Celsius, wir kochen.' Kerry nimmt seinen Daumen hoch und fügt hinzu: "Aber es ist nicht dieser Finger, den ich hochhalte."

Um die Melancholie zu bekämpfen, geht Kerry ins Solarium, wann immer sich die Gelegenheit bietet. "Mein Teint ist mir egal", sagt er. "Ich will nur diese acht Minuten Sonnenlicht."

Eric Loughran: "Wir haben uns den falschen Sport ausgesucht"

Mentale Gesundheit ist das A und O. Das gilt auch für die körperliche Gesundheit, und in dieser Hinsicht ist es am wichtigsten, sich richtig zu kleiden. Für die Eröffnungsfeier, bei der es so kalt war, dass mindestens eine Person leichte Erfrierungen erlitt, stopfte Britcher zwei Paar Zehenwärmer in jeden Stiefel. Einen über und einen unter ihrem Fuß, und ein Paar Handwärmer in ihre Mütze.

Caldwell und ihr Freund, der Freestyler Justin Schoenfeld, tragen oft beheizte Einlegesohlen. Caldwell versucht auch, das Timing zu verbessern. Das Wichtigste, sagt sie, ist, dass man nicht ins Schwitzen kommt, bevor man draußen ist. "Ich ziehe meine Schichten erst an, wenn ich kurz davor bin, nach draußen zu gehen, sonst schwitzt man, wird nass und friert."

Aber irgendwann müssen sie sich all dieser Schichten entledigen, und sie sind sich einig, dass dies der schlimmste Moment ist: Dann warten die Athleten darauf, dass ihr Puls steigt und blicken sehnsüchtig auf die Jacke, die sie gerade abgelegt haben. Die meisten von ihnen fuchteln wild mit den Gliedmaßen und hoffen, dass die Kameras woanders hinschauen. 

"Wir machen immer diesen Witz: Wir haben uns den falschen Sport ausgesucht", erklärt US-Ski-Freesyteler Eric Loughran. "Wir sind in der Vergangenheit an einigen wirklich kalten Orten, wo es Minus 30, Minus 40 Grad hatte, und wir dachten nur: 'Das ist brutal'. Besonders in den Anzügen, die wir tragen." Normalerweise wärmt ihn das Adrenalin auf. Aber im vergangenen Januar in Jaroslawl (Russland) sanken die Temperaturen in den Extrembereich. Als er eine zehn Minuten Pause überbrücken musste, rief er einen Trainer herbei, der ihm einen Mantel zuwarf. Loughran zieht eine Grimasse, als er sich an diesen Moment erinnert.

Wenn Olympia vorbei ist, geht's nach Miami

"Das war der kälteste Wettkampf, bei dem ich je gesprungen bin", sagt Loughran. "Ich war im Teamwettkampf mit Ashley und Justin, und ich weiß noch, wie wir oben versucht haben, unsere Zehen warm zu bekommen. Wir dachten uns: 'Das ist ja furchtbar, Mann.' Aber wir wussten, dass wir weitermachen und den Sprung noch einmal wiederholen mussten."

"Man versucht, Höchstleistungen zu bringen und kann es nicht", sagt Caldwell. "Das ist frustrierend. Man denkt sich: Oh Gott, ich muss diese wirklich schwierige Aufgabe erledigen und ich friere. Es macht einem auch Angst. Wenn man friert, möchte man am liebsten einpacken und sich in ein Loch verkriechen. Und das ist keine gute mentale Voraussetzung, um einen schwierigen Trick zu machen."

Für Rodler ist es allerdings besser, wenn das Wetter schlecht ist. Schneeregen und Eis machen die Bahn schnell. Britcher überlebte die Kälte in Peking und wurde 23., nachdem sie in ihrem ersten Lauf mit einer Mauer kollidiert war. Aber alles gut gegangen. Und sie wusste genau, wie sie sich nach Olympia belohnen wird - mit einer Reise nach Miami.

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