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RTL-Experte Markus Kuhn: Dieses NFL-Team wird beim Draft am meisten profitieren

RTL-Experte Markus Kuhn spricht im Sports-Illustrated-Interview über den NFL-Draft 2024 in Detroit. Welcher NFL-Spieler wird an Position eins ausgewählt? Welches NFL-Team profitiert am meisten? Ex-Football-Profi Kuhn klärt auf.

Ex-NFL-Profi Markus Kuhn
Credit: Getty Images
 

Markus Kuhn ist in dieser Saison wieder NFL-Experte bei RTL. Beim Draft 2024 wird er für den Kölner Privatsender live vor Ort in Detroit sein, wenn die besten Football-Talente der Welt von den NFL-Klubs gedraftet werden. Wer wird die Nummer 1 im Draft? Welches Team profitiert am meisten?

Darüber spricht der ehemalige NFL-Profi, der 2012 in Runde sieben an Stelle 239 von den New York Giants gedraftet wurde, im Sports-Illustrated-Interview. Kuhn spielte bis 2015 bei den Giants und 2016 bei den New England Patriots. 

Sports Illustrated: Warum ist der NFL-Draft im US-Football so wichtig?

Markus Kuhn: Weil die schlechteren Teams die Möglichkeit haben, sich die talentiertesten Spieler zu schnappen. Der Draft gibt diesen Teams die Möglichkeit, sich die besten College-Spieler herauszupicken. Das Ziel ist, die Chancengleichheit in der NFL zu wahren und den schwächeren Teams die Möglichkeit zu geben, wieder vorne mitzuspielen.

Sports Illustrated: Kann sich die Fußball-Bundesliga davon etwas abschauen? 

Kuhn: Ich denke eher nicht. Das Draft-System in der Bundesliga wie in der NFL zu gestalten, wäre schwierig. Ich glaube, da gibt es andere Möglichkeiten wie das Salary Cap, was die Gehaltsobergrenze regelt. Es gibt sicherlich viele Sachen, die man sich vom American Football abschauen kann, um mehr Chancengleichheit hinzubekommen. Aber man hat gesehen, dass es Bayer Leverkusen auch so geschafft hat.

Sports Illustrated: Wer sind die Top-Draft-Kandidaten in diesem Jahr?

Kuhn: Es kommt darauf an, welches Team welche Spieler braucht. Meistens stehen die Quarterbacks im Rampenlicht. In diesem Jahr werden Caleb Williams, Jayden Daniels, Drake Maye oder J.J. McCarthy gehandelt, die zuerst gepickt werden könnten. Dieses Jahr gibt es aber auch unglaublich gute Wide Receiver und sehr gute Verteidiger.

Caleb Williams
Caleb Williams
Credit: Sports Illustrated
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Sports Illustrated: Die Chicago Bears haben 2024 den ersten Pick. Welchen Spieler werden Sie sich schnappen?

Kuhn: Es sieht stark danach aus, dass die Chicago Bears 2024 einen Quarterback draften. Wahrscheinlich werden sie sich für Caleb Williams von den USC Trojans entscheiden. Er hat wirklich super gespielt. 

Sports Illustrated: Welche deutschen Spieler können sich Hoffnungen auf ein NFL-Team machen?

Kuhn: Mit Brandon Coleman und Julius Welschof haben wir zwei Deutsche beim NFL-Draft dabei. Coleman war beim Senior Bowl eingeladen. Auf dem College hat er gute Leistungen gezeigt und beim Scouting Combine mit Topwerten überzeugt. 

Sports Illustrated: Nach welchen speziellen Kriterien wählen die NFL-Teams ihre neuen Spieler aus?

Kuhn: Bei den Teams gibt es Scouts, die vor allem auf die Athletik schauen. Dann werden die Statistiken überprüft, was der Spieler beim Pro Day oder beim Scouting Combine geleistet hat. Am Ende entscheidet das Gesamtpaket. Wie hat der Spieler am College performt? Da schauen die Scouts genau hin. Ebenso auf die Charaktereigenschaften. Passt der Spieler in die Umkleidekabine? Was ist er für ein Typ?

Sports Illustrated: Spielen "Soft-Skills" eine immer größere Rolle beim Draft?

Kuhn: Ich hatte gerade ein längeres Gespräch mit Chris Pettit, dem ehemaligen Scouting-Direktor von den New York Giants, der jetzt selbstständig arbeitet. Wir haben uns darüber unterhalten, wie wichtig die Persönlichkeit eines Spielers ist. Gerade auf dem Top-Level sind die Spieler von ihrer Leistungsfähigkeit her ähnlich. Da geht‘s drum, ist es nur ein netter Typ oder besitzt er auch mentale Ausdauer sowie die Liebe zu seinem Sport. Gibt der Spieler alles, um besser zu werden und lernt er das Playbook auswendig? Man muss American Football schon lieben, damit man ein guter NFL-Spieler wird, sonst ist der Arbeitsaufwand zu hoch.

Brandon Coleman
Brandon Coleman
Credit: Imago
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Sports Illustrated: Welche Rolle spielt die Verletzungshistorie?

Kuhn: Das Spieler-Profil, das erstellt wird, ist unglaublich umfangreich. Je mehr der Spieler gefragt ist, desto mehr Analysen machen die Teams. Hier geht es vor allem darum, wie gut der Spieler wirklich ist und welches Gehalt man ihm zahlt. Da wird auch mit den Trainern am College, der Frau in der Kantine und dem Service-Leuten gesprochen, um alles über diesen Spieler zu erfahren. Außerdem gibt es auch Gesundheits- und Drogentests.

Sports Illustrated: Patrick Mahomes ist 2017 in Runde eins an Nummer 10 gedraftet worden. Was haben die Kansas City Chiefs in ihm gesehen, was andere Teams nicht sahen?

Kuhn: Man sagt immer, dass einen Spieler nicht alle 32 Teams gut finden müssen. Es reicht, wenn Dich ein Team toll findet und auswählt. Jeder Spieler bekommt eine Rundennote. Dann schaut man, was man braucht und wer verfügbar ist. Wahrscheinlich haben die Chiefs etwas in Mahomes gesehen, was andere Teams nicht gesehen haben. Aber dass es so gut läuft, hätte wohl keiner gedacht.

Sports Illustrated: Sie sind beim NFL-Draft 2012 von den New York Giants in der siebten Runde als 239. Spieler ausgewählt worden. Wie haben Sie damals reagiert, als so gut wie klar war, dass Sie bald in der NFL spielen?

Kuhn: Normalerweise ist es so, dass die Top-Spieler beim Draft vor Ort sind. Ich saß beim Draft 2012 zu Hause in meinem Zimmer am College. Ich wusste, dass ich eine Chance habe und dann wurde ich in Runde sieben ausgewählt. Auf einmal klingelte das Telefon und die New York Giants waren dran. Das war nach fünf Jahren extrem harter Arbeit am College ein wirklich überragender Moment. Dass ich dann noch nach New York zum Super-Bowl-Sieger 2011 gegangen bin, war überwältigend.

Sports Illustrated: Was haben Sie am Telefonhörer geantwortet? Was waren Ihre ersten Worte?

Kuhn: Das ist schon eine Weile her, aber ich habe natürlich gesagt, dass ich es mache. Als Kind habe ich immer von der NFL geträumt und dann geht dieser Traum in Erfüllung. Dann kommen einem Gedanken, werde ich das auch schaffen? Komme ich ins Team? Die Freude war da, aber auch eine Menge Druck. 

Sports Illustrated: Einige der Top-Picks wie David Carr 2002 und JaMarcus Russell 2007 haben es nach dem NFL-Draft nicht geschafft, ein Football-Star zu werden. Was sind die Gründe, dass große Nachwuchstalente auch abstürzen können? 

Kuhn: Es gibt immer wieder Spieler, die in der ersten Runde ausgewählt werden, die später nicht funktionieren. JaMarcus Russell hat seinen Freunden und Bekannten nach seinem Draft erst einmal zehn Cadillac Escalade gekauft, um einfach Danke zu sagen. Man darf aber nicht denken, dass man es mit dem Draft geschafft hat, denn danach geht es erstmal richtig los. Außerdem haben die Talente noch nie in der NFL gespielt und müssen sich erst einmal auf diesem Niveau beweisen. 

Sports Illustrated: Wäre Tom Brady an Nummer 1 gedraftet worden, hätte er dann dieselbe sensationelle Karriere hingelegt?

Kuhn: Tom Brady besitzt einen unfassbaren Ehrgeiz und ein Kämpfergeist. Ich möchte mir nicht anmaßen zu sagen, dass seine Karriere schlechter verlaufen wäre, wenn er nicht in Runde sechs an Stelle 199, sondern an Nummer 1 ausgewählt worden wäre. Ich denke aber, dass ihn sein später Pick extrem motiviert hat, viel besser als die anderen zu werden.

Tom Brady
Tom Brady
Credit: Getty Images
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Sports Illustrated: Welches Team wird am meisten vom Draft profitieren?

Kuhn: Ich denke, dass sich die New England Patriots gut verstärken werden. Das Team war seit 20 Jahren nicht mehr so weit oben im Draft-Ranking. 2024 haben sie eine Top-Position, um sich einen neuen Quarterback auszusuchen. Bei den Patriots wird ein riesiger Umbruch stattfinden.

Sports Illustrated: NITRO und RTL+ werden vom 25. bis 27. April alle sieben Runden live übertragen. Wie groß ist das Interesse der deutschen Fans am NFL-Draft?

Kuhn: Die Sender von RTL sind zum zweiten Mal in Folge beim Draft dabei und zeigen die Veranstaltung komplett. Zwar ist der NFL-Draft natürlich nicht so in aller Munde wie der Super Bowl, trotzdem werden viele Football-Fans in Deutschland die Draft-Tage mit Spannung verfolgen. Das zeigt auch, dass unsere Sportart eine einen gewissen Stellenwert in diesem Land bekommen hat. Ich freue mich, dass ich dieses Jahr wieder dabei bin.

Sports Illustrated: Wie sieht Ihre Rolle als RTL-Experte beim NFL-Draft aus?

Kuhn: Ich werde kommentieren und analysieren. Wir sind an den ersten beiden Tagen als einziger deutscher Broadcaster live vor Ort dabei, da kann ich genug erzählen. Außerdem werden wir beim Draft in Detroit hinter die Kulissen schauen und die Football-Fans in Deutschland mit allen wichtigen Informationen versorgen. 
 



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